Man kann es auch richtig mit Handarbeit machen. Was den Vorteil hat, dass einem hinterher detaillierte Unterlagen zur Planung des weiteren Verkehrs zur Verfügung stehen. Und Züge und Busse ausserdem auf die Minute genau pünktlich und verlässlich sind.
Um das zu erreichen, muss man allerdings schon etwas Zeit, Geduld und Konzentration investieren.
Also:
Gehen wir davon aus, dass die Strecke fertig ist, sprich alle Weichen eingestellt, die Haupt- und
Nebendepots, und die Unterwegs-Abstellgleise angelegt sind (das erfordert natürlich, dass die Linie
schon benannt ist).
Ausserdem müssen die Taktpunkte bekannt sein, allerdings ohne konkrete Abfahrtszeiten.
Klugerweise hat man auch schon alle gewünschten, kleinen "Schmankerl" in den Streckenverlauf
eingebaut, bspw. Geschwindigkeitsbegrenzungen, variirende Haltestellenstandzeiten, signalgestützte
Kreuzungen etc. pp. - kurz, alles was für die Kalkulation der Fahrzeit wichtig ist.
1. Neuen Zug erstellen - vorzugweise an seinem Heimatdepot.
Man gebe dem Zug ersteinmal irgendeine Ausrückzeit. Wer schon einige Linien hat, wählt (der Verlässlichkeit der Daten wegen) eine Ausrückzeit kurz vor der HVZ und nicht in der Nachtpause.
2. Der Zug rückt aus. Man verfolge den Zug - automatisch - auf seiner Fahrt zum gewünschten
Taktpunkt, an dem er einsetzen soll.
Wichtig! Je nachdem ob man diesen Zug zukünftig als Dienstfahrt oder direkt als Linienfahrt ausrücken lassen möchte, setzt man das #-Zeichen im Depot-Feld der Ausrückzeiten.
3. "Unterwegs" notiert man sich (gleich in die Excel-Tabelle oder auf ein Blatt Papier) an
bestimmten Punkten auf der Strecke die Zeit, zu welcher der Zug diesen Punkt passiert hat.
Sind von der Vorbeifahrt des Zuges andere (planmäßige) Züge betroffen (ausrückender Zug wird
von planmäßigem Zug blockiert oder umgekehrt; an einem "Umsteigepunkt" steht ein anderer
planmäßiger Zug etc.), schreibt man sich das gleich mit dazu; Linie, Zug-Nr., Uhrzeit.
Bspw.:
Linie M6/Zug 1, Depot T6,
Ausrücken als Dienstfahrt (#): 4:20 Uhr
Berliner Platz - 4:25
Karl-Marx-Str. - 4:39
Glogauer Str. - 4:43 - M5/906 blockiert
usw...
Kommt der Zug an seiner End-/Starthaltestelle an, wird genau die Minute notiert zu welcher er am ihm
zugewiesenen Taktpunkt steht.
Bspw.:
Schweriner Str.-TP an 4:58 Uhr. Fahrtzeit als Dienstfahrt vom Depot zum Einsatz-TP beträgt 38 Minuten - inkl. Blockade durch planmäßigen Zug. Merke: Um 4:20h auszurücken ist keine gute Idee.
Als Unterwegspunkte sollte man vor allem Abzweige in Richtung von Betriebshöfen, zentrale Taktpunkte oder Haltestellen an denen Taktschwächungen/-verdichtungen stattfinden sollen, definieren.
4. Der Zug geht auf seine erste Linienfahrt.
Dem Taktpunkt des Zuges gibt man eine erste Abfahrtszeit (in unserem Beispiel ist es 5:00 Uhr).
Man wiederholt das Prozedere von eben: Verfolgt den Zug - automatisch -, notiert wieder an bestimmten
Unterwegspunkten die Passagezeiten, sowie etwaige Besonderheiten.
Bspw.:
Rostocker Allee - 5:24 - Begegnung M2/2,
Charlottenstr. - 5:32
Warnemünder Platz - 5:43 - Kreuzung M3/4
usw.
Um 6:22 notieren wir:
Arnswalder Str.-TP an 6:22 Uhr
Der Zug hat 82 Minuten für eine Fahrt von Taktpunkt A zu Taktpunkt B gebraucht.
Das Spiel wiederholen wir auf der Rückfahrt nochmal ganz genauso. Am Ende hat er für den Rückweg 83
Minuten gebraucht und unterwegs an drei Punkten Züge anderer Linien getroffen. Wer jetzt auf Nummer
Sicher gehen will, schickt sich und seinen Zug zu einer anderen Taktminute nochmal auf Reisen und
notiert wieder alles.
Das Prinzip ist klar: Es müssen soviele Daten wie möglich/nötig von den Umläufen deines Zuges
gesammelt werden. Mit einbezogen sind hier selbstverständlich auch Ausrück-Daten. Die
Einrück-Daten sind (ausser du willst es pedantisch genau) nicht so dramatisch.
5. Ein Fahrplan entsteht.
Deine gesammelten Daten pflegst du jetzt in eine Excel-Tabelle ein.
Die muss beinhalten:
Beide End-Taktpunkte,
wichtige Unterwegspunkte,
die Zugnummern,
die gesammelten Zeiten
UND
den von dir entworfenen Fahrplan (oder den, welchen du kopieren willst),
wie er in den Taktpunkten steht.
Praktischerweise beginnst du mit den Werktagsfahrplänen und änderst dann nur noch für
die Wochenden ab. Für die Wochenenden empfiehlt sich eine eigene Tabelle.
Es empfiehlt sich ausserdem, mit der ersten regulären Abfahrt von Zug 1 zu beginnen.
Diese Fahrplan-Tabelle sollte zudem nur den Grund-Takt von Tag (Züge 1-99) und Nacht (901-999) enthalten.
Möchtest du HVZ-Züge einsetzen, dann gib ihnen am besten eine eigene Zugnummernreihe (bspw. Zug 501 - 599) und dementsprechend eine eigene Tabelle.
Wenn Du es nicht schon von vornherein getan hast, trägst Du die nun notierten Zeiten von Zug 1 in die
Tabelle ein, beginnend bei der ersten Abfahrt von Zug 1 am Einsatz-TP, über die Unterwegspunkte und bei der Ankunft am Ziel-TP. Gleiches Spiel für den nächsten Takt.
Sofern Du nicht irgendwelche abstrakten Takte einführst, sondern dich an die gewöhnlichen 20er-,
15er-, 10er- oder 5er-Takte hälst, kann Excel mit der Zusammenfassung von zwei Zeilen, die Zeiten in den restlichen Zeilen bis zum gewünschten Taktbruch selbstständig vervollständigen. Je dichter der Takt, desto empfehlenswerter ist es logischerweise, von dieser Autovervollständigung Gebrauch zu machen.
Wird dein Fahrplan abstrakt, musst du die Zeiten für jede Taktminute/Zug selber eintragen.
Oder ein Excel-Künstler sein.
Für die Rückfahrt wiederholst du das Prozedere mit den entsprechenden notierten Zeiten der Rückfahrt.
Die Züge verteilst du entsprechend ihren Fahrzeiten.
Kommt Zug M6/3 um 16:23 Uhr am Taktpunkt B an und die nächste Abfahrt nach Taktpunkt A steht dort für 16:24 Uhr, könnte es klüger sein, um 16:24 Uhr erst Zug M6/2 abfahren zu lassen.
Und Zug M6/3 erst für 16:34 Uhr einzutragen.
Aus eigenem täglichen Erleben weiß ich allerdings, dass längere Wendezeiten heutzutage bei Fahrplanern eher unbeliebt sind.
Dementsprechende Konsequenzen (Verspätungen!) werden billigend in Kauf genommen.
Die Tabelle, ist sie einmal fertig, bietet dir dann eine wunderbare Übersicht über Wagenbedarf, mögliche Verknüpfungspunkte mit anderen Linien etc. Und sie ist ein praktisches Kontrollinstrument, falls ein Zug nicht wie berechnet an seinem Taktpunkt steht.
6. Was in der Tabelle steht, muss jetzt nur noch in die Züge eingetragen werden. Du weißt, wie lange dein Zug zum Taktpunkt braucht und du weißt, wann dein Zug seinen ersten und letzten Einsatz hat.
7. Tagesanbruch, der erste Zug deiner neuen Linie rückt aus. Kontrolliere für ihn und alle anderen, ob sie tun was deine Tabelle sagt.
Falls nicht, häufige Fehlerquellen sind: Tippfehler, Schlamperei beim Notieren der Fahrzeiten oder auch fehlende oder überzählige -#- in den Ausrückdaten der Züge und dementsprechend Verspätungen beim Einsätzen.
8. Stimmt alles, auch nach mehreren BAHN-Tagen Durchlauf? Glückwunsch, du hast eine reibungslos laufenden Linie.
9. Ist dir das nach einiger Zeit zu langweilig? Dann ändere doch die Spielregeln! Vielleicht verlängerst du Wartezeiten an Haltestellen oder Unterwegs-Taktpunkten? Oder installierst Zeit fressende Baustellen? So kommt Bewegung in den Fahrplan.
Oder 10., du installierst einfach die nächste Linie.