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Stadtbahnen

Verfasst: Mittwoch 23. Juni 2004, 21:31
von Silli15290
Mal eine Frage, was für Kriterien muss eine Stadtbahn erfüllen, damit sie sich offiziell Stadtbahn nennen darf?
(Entschuldigung. wenn ich sowas fragen muss, aber bei uns im Osten gibt es leider keine Stadtbahnen! Bild )

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Mittwoch 23. Juni 2004, 22:20
von Andi
Ich glaube kaum, dass es dafür Kriterien gibt. Das ist glaub ich eher so ne modische Welle im Westen gewesen. Bei uns wurde die Mannheimer Straßenbahn 1995 zu Stadtbahnen. In diesem Jahr gab es auch eine Liniennetzänderung unter dem Motto MVG2000. Es kamen auch neue Bahnen mit 85% Niederflur dazu. Sonst gab es aber keine Veränderung. In Heidelberg sind es immernoch Straßenbahnen trotz Fahrzeugparkerneuerung.

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Mittwoch 23. Juni 2004, 22:32
von Silli15290
Mhhh...,dann versteh ich eins aber nicht, in Gera baut man eine Stadtbahn, die restlichen Linien fahren dann aber trotzdem weiter als Straßenbahn!

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Mittwoch 23. Juni 2004, 23:00
von Mirko Cisar
Howdie!

Eine offizielle Kategorisierung gibt es nicht. Gebräuchlich ist es heutzutage, Stadtbahnen an einer Trassierung auf eigenem Gleiskörper und Bahnsteigen (auch für Niederflurfahrzeuge, bei denen die Bodenhöhe auch noch 30-40 cm beträgt) festzumachen. Ursprünglich gehörte auch dazu, Hochflurfahrzeuge und Tunnelstrecken zu haben, weil die Stadtbahn das in Rhein-Ruhr-Sieg, Bielefeld, Hannover, Frankfurt und Stuttgart praktizierte Zwischensystem darstellte, das langfristig zur Umstellung von der klassischen Straßenbahn auf eine vollwertige U-Bahn führen sollte.

Mirko

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Mittwoch 23. Juni 2004, 23:01
von sepruecom
Nun ja, die echten Stadtbahnen sollten möglichst viele der folgenden Voraussetzungen erfüllen:

- Zweirichtungsverkehr (außer Karlsruhe S1/2/11)
- 2,65 m breite Fahrzeuge (außer Bielefeld, Hannover)
- Normalspur (außer Bielefeld)
- Bodenhöhe ca. 1 m (Hochflur)
- besonders lange Wagenkästen (außer Hannover, Bielefeld)
- Verlauf der Innenstrecken im Tunnel (außer Karlsruhe S1/2/11)
- Hochbahnsteige auf allen bzw. allen wichtigen Haltestellen
- größtenteils eigene Spurführung
- Beschleunigter Verkehr (bis zu 100 km/h) auf eigener Strecke bzw. Tunnel

Nur wenn die Mehrzahl dieser Merkmale zutrifft, handelt es sich um ein Stadtbahnstystem im klassischen Sinne. Die von vielen Straßenbahnstädten "Stadtbahnlinien" getauften Linien heißen nur zu Werbezwecken so, mit Stadtbahnen haben die nichts zu tun. Dazu zählen u. a. Freiburg/Breisgau, Braunschweig, Freiburg/Breisgau, Dresden, Leipzig...

Als klassische Stadtbahnstädte werden - abgesehen von den Betrieben im Ruhrgebiet - folgende Städte angesehen:
Bielefeld, Hannover, Stuttgart, Köln/Bonn, Frankfurt

Karlsruhe und Saarbrücken haben eine Regionalstadtbahn, die im Stadtbereich auf Straßenbahnschienen verkehrt, außerhalb auf DB-Strecken. Hierfür sind diese Fahrzeuge in der Lage, die Spannung von 750= auf 15000~ zu wechseln.

Zu weiteren Informationen, wende dich an Dierk Bild

Gruss, sepruecom

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 16:06
von Andi
Aha, finde ich mal wieder sehr "diskriminierend" Bild !
Nur würde ich gerne mal wissen, wer diese seltsamen (und meiner Meinung nach fraglichen) Kategorien festgelegt hat.

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 20:38
von sepruecom
Das war in den 60iger Jahren die Verkehrsplaner in Frankfurt, Köln/Bonn und im Ruhrpott. Für nähere Auskünfte Dierk fragen, der wird dir vielleicht sogar Namen nennen können. Allerdings wird das von der Fachwelt heutzutage als Stadtbahn angesehen, was ich oben geschrieben habe.

Gruss, sepruecom

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 20:51
von Ronny Kraus
Naja, nur weil irgendjemand den Begriff zuerst für seine Stadtbahn angewandt hat, heißt es noch lange nicht, dass sich danach auch die allgemeinen Kriterien richtigen. Ausgehend vom Begriff "Stadtbahn" kann man sagen, dass dies eine Bahn ist, die innerstädtisch verkehrt. Mehr steckt da gar nicht drinne. Und eine Bodenhöhe von 1m nun als fortschrittlich darzustellen, ist sehr fraglich. Ich tendiere ebenfalls zu Mirkos Meinung, die mir auch logischer erscheint...

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 21:20
von Mirko Cisar
Howdie!

Meine Darstellung ist auch Zeitgemäßer. Sogar die Stadtbahnstadt par Excellence, Köln, ist ja derzeit sehr befleißigt, das Kriterium Fußbodenhöhe aufzuweichen und Niederflur zu etablieren. Die Stadtbahn bekam diesen Namen vorrangig, um zu zeigen, daß es etwas "besseres" als die Straßenbahn oder Unterpflasterstraßenbahn war. Dazu gehörten vor allem der stufenlose Einstieg und das höhere Reisetempo auf getrenntem Bahnkörper. Und dies kann man nun einmal fast 40 Jahre nach Begriffsdefinition auch mit Niederflurfahrzeugen lösen.
Übrigens fahren auch in Frankfurt noch Stadtbahnwagen mit 2,35m Breite - da ist nur ein Stück drangeklebt worden, damit beim Einsteigen keiner danebentritt, aber das Grundfahrzeug ist ein klassischer Straßenbahnwagen.
Den sittlichen Nährwert von Zweirichtungsfahrzeugen suche ich noch. Unpraktischer sind sie allemal. Das Platzangebot sinkt, die Wendezeit steigt dafür. Das heutzutage leistungsfähigste und für seine Leistung am günstigsten zu errichtende Stadtverkehrsmittel ist wohl unumstritten die Niederflur-Stadtbahn im Einrichtungsbetrieb.

Mirko

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 22:27
von sepruecom
Nun ja, ZR-Fahrzeuge lassen sich flexibler einsetzen, können an Gleiswechseln wenden und brauchen außerdem weniger Platz an der Wendestellen. Sie können durch einen Mittelbahnsteig den Straßenraum besser ausnutzen. Außerdem steigt die Anzahl der Stehplätze, wodurch ZR-Wagen eine höhere Fassungskapazität haben.

Gruss, sepruecom

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 22:29
von OFFI
Moin,

Eine 2-Richtungsstadtbahn ist aber auf jeden Fall flexibler. Ansonsten sind für mich Stadtbahnen diejenigen Straßenbahnen, die eine hohe Grundgeschwindigkeit aufweisen, größtenteils separaten Bahnkörper befahren und einen stufenlosen Einstieg besitzen. Alles andere kann eigentlich schon fast variieren.

Christopher

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 23:27
von Andi
<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>die eine hohe Grundgeschwindigkeit aufweisen<hr></blockquote></p>

also,
"mit 100 quer durch Mannem"
Bild
hieße wohl dann der neue Werbeslogan für die MVV.

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 23:32
von Sascha Claus
<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>Nun ja, ZR-Fahrzeuge lassen sich flexibler einsetzen,<hr></blockquote></p>Man kan stattdessen auch den Betrieb flexibel einrichten. In Leipzig wickeln wir den Baustellenverkehr ohne Zweirichter ab, die Pendelbahn-Tws sind schon eine Weile im Ruhestand.<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>können an Gleiswechseln wenden<hr></blockquote></p>, was nichts nützt wenn man die nutzlosen Dinger eingespart hat. Wozu soll man Geld dafür rauswerfen, wenn man am Gleisdreieck einer Kreuzung genausogut wenden kann.<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>und brauchen außerdem weniger Platz an der Wendestellen.<hr></blockquote></p>Was braucht weniger Platz als ein Gleisdreieck?<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>Sie können durch einen Mittelbahnsteig den Straßenraum besser ausnutzen.<hr></blockquote></p>Mittelbahnsteige sind auch bei ER-Wagen möglich, man braucht nur im Linksverkehr zu fahren.<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>Außerdem steigt die Anzahl der Stehplätze, wodurch ZR-Wagen eine höhere Fassungskapazität haben.<hr></blockquote></p>Was hat das damit zu tun? Die Tatras hatten auch keine Sitzplätze Bild , und das waren richtige Straßenbahnwagen (also ER).

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Donnerstag 24. Juni 2004, 23:39
von Sascha Claus
Ums mal ganz wissenschaftlich anzufangen: es gibt drei mögliche Definitionen von Stadtbahn:

1) die westdeutsche (Rhein-Ruhr-)Variante, wie sie sepruecom definiert hat,

2) die ostdeutsche, wie sie Mirko definiert hat: weitgehend separierter Bahnkörper, Hochbahnsteige (20-35cm) und neu oder saniert, um sie von der alten Rumpeltramway, die mit 15 über Weichen schleicht und vor jeder Ampel auf die Freisignal wartet, zu unterscheiden.

Wenn Initiativen die Neu-/Wiedereinführung einer Straßenbahn fordern (z.B. Hamburg, Wiesbaden), ist auch meist von Stadtbahn die Rede.

3) die Karlsruher, dort werden die Linien, die auf (ehemaligen) Bahnstrecken ins Umland führen, so bezeichnet.

Re: Stadtbahnen

Verfasst: Freitag 25. Juni 2004, 10:33
von Ronny-Erfurt
<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr>Was braucht weniger Platz als ein Gleisdreieck?<hr></blockquote></p>

Ein einfaches stumpfes Gleisende.
Und beim Gleisdreieck muss der Fahrer sogar zweimal von einem Ende des Wagens zum anderen laufen Bild und Weichen stellen (sofern es nicht gerade Federweichen sind)